Herbert Lahn und sein „Passer Fritz“
Im Winter 2021 von Eva Pföstl
Herbert Lahns Mitarbeit beim Meraner Stadtanzeiger begann mit dem Zeichnen der Kirchen auf den Seiten der Pfarrnachrichten. Dann kamen 2010 seine Karikaturen vom „Passer Fritz“ hinzu, die – kombiniert mit flotten Sprüchen – mittlerweile zum Hingucker der Zeitung geworden sind.
Ein erster Blick genügt, um zu verstehen, wem die Liebe von Herbert Lahn gehört – außer seiner Frau Gertrud und seinen Kindern natürlich. Er liebt und lebt die Malerei. Egal ob im Flur, im Wohnzimmer oder sogar in der Küche: Überall hängen, schön eingerahmt, Bilder an der Wand. Überwiegend Aquarelle, auch ein paar Ölgemälde sind darunter.
„Ich habe schon als Kind gerne gemalt“, erklärt er bei meinem Besuch. Das Talent erbte Herbert von seinem Vater, der Fotograf und Maler war. Eigentlich wollte Herbert die Kunstakademie besuchen, aber schlussendlich hat er sich für die Familie und einen sicheren Brotberuf entschieden. Über 30 Jahre lang, von 1949 bis 1986, war er in der Torggler AG tätig, zuerst als Privatsekretär des Firmengründers und anschließend als Leiter der Werbeabteilung. Sein geliebtes Hobby – die Malerei – hat er jedoch sein ganzes Leben lang mit großer Leidenschaft gepflegt.
Auszeichnung von Oskar Kokoschka
Regelmäßig besuchte Herbert Kurse in den Bereichen Malerei, Grafik und Fotografie (Salzburg und Venedig) und bildete sich in Gruppen mit anderen gleichgesinnten Künstlern weiter, um so sein künstlerisches Know-how zu vertiefen. Inspiration und Austausch fand er besonders bei Peter Fellin, Robert Du Parc, Anton Frühauf und Eddy von Ferrari.
Bereits 1963 hat er die „Schule des Sehens“ bei Oskar Kokoschka in Salzburg besucht und am Ende des Kurses hat ihm der weltbekannte Expressionist ein Zeugnis ausgestellt, in dem er Herbert Lahn für „erstaunlich begabt“ erklärt. „Ja, so ein Zeugnis kann nicht jeder vorweisen“, erzählt er voller Stolz. Auch Gertrud, seine Frau, kann eine Anekdote dazu erzählen. „Da es beim Kurs ja hauptsächlich um Aktzeichnen ging, hat meine Mutter zweimal nachgefragt, ob ich denn wirklich überzeugt sei, so einen ‚Künstler‘, der mit nackten Frauen arbeitet, zu heiraten“, erzählt sie schmunzelnd. „Ja, damals waren die Zeiten noch halt etwas anders“, ergänzt Herbert.
Guter Strich und sauberes Handwerk
Auf guten Strich und sauberes Handwerk legte Lahn immer besonderen Wert. Dies versuchte er auch bei seinen gut besuchten Kursen an die Freizeitmaler weiterzugeben. All seine Werke zeugen von gekonntem Handwerk – seine fotografischen Arbeiten bescherten ihm zahlreiche Preise, seine Bilder waren immer wieder bei Ausstellungen zu sehen. Herbert Lahns Arbeiten sind starke Expressionen mit einer klaren persönlichen Handschrift.
In erster Linie fühlte er sich immer als Zeichner. Dabei ging es ihm immer nicht so sehr um das Bildmotiv, sondern eher um Ausgewogenheit von Komposition und Bewegung. Seine Malerei ging immer von sorgfältigen Überlegungen aus, bewegte sich thematisch in Raum von Landschaft und Naturformen. Formelhafte Naturdarstellungen, Naturformationen, figurenlose Darstellungen in kräftigem Aquarell waren meistens die Inhalte seiner Arbeiten. Aber Herbert Lahn beschäftigte sich auch mit Holzschnitten, Xylographien, einer Kunst aus dem Morgenland. Wichtig war für ihn immer das Einfangen von Stimmungen. Inspirationen fand er in unserer Heimat, dabei richtete sich sein Blick auf das natürliche Umfeld, auf Landschaftsmotive.
Passer Fritz
Seit er im Ruhestand ist, konzentriert er sich auf das Zeichnen der „Passer Fritz Karikaturen“ für den Meraner Stadtanzeiger. Ich bin eigentlich kein Karikaturist, sagt er über sich selbst. Aber als Rentner brauche man ja eine Beschäftigung. „Als Helmuth Tschigg mich 2010 um eine Mitarbeit für den Meraner Stadtanzeiger gebeten hat, habe ich sofort zugesagt. Anfangs hat noch Luis Fuchs den Text zu meinen Karikaturen geschrieben, aber dies wurde etwas kompliziert und so schreibe ich nun die Texte selber,“ erzählt Herbert.
Der geübte Zeichner von blühender Vorstellungskraft schafft es, alle 14 Tage pünktlich zum Erscheinen des Meraner Stadtanzeigers Ereignisse des täglichen Lebens mit subtilem Humor und Ironie auszulegen. Der Bleistift ist sein wichtigstes Werkzeug, das politische Geschehen der Stadt eines seiner liebsten Motive. „Persönlich angreifen will ich mit meinen Karikaturen niemanden“, sagt er, „aber ganz im Sinne vom Passer Fritz will ich meinen Finger erheben und aufzeigen!“