Meran - Mittelpunkt der Weinkultur
Gespräch mit Helmuth Köcher, dem Initiator des WineFestivals
Im Herbst 2013 von Helmuth Tschigg
Anlässlich des WineFestivals, das vom 9. bis 11. November stattfinden wird, hat der Meraner Stadtanzeiger mit Helmuth Köcher, dem Mitinitiator und Promotor dieser Großveranstaltung, ein Interview geführt.
Meraner Stadtanzeiger: Zweiundzwanzig Jahre WineFestival! Wie hat alles angefangen?
Helmuth Köcher: Der Gedanke kam mir im Jahre1989. Damals waren wir zu dritt, Johann Innerhofer vom Apollokino, Othmar Kiem von der Weinfachzeitschrift Falstaff und ich. Wir hatten alle die Leidenschaft für Qualitätsweine gehobener Qualität und organisierten verschiedene Verkostungen. Hansi hatte damals schon einen sehenswerten Keller voll mit Weinen aus der ganzen Welt. Dann ist uns im August des Jahres 1992 in der Rathausstube der Gedanke gekommen, wir könnten eigentlich die Produzenten nach Meran kommen lassen. Auf der Suche nach einem geeigneten Rahmen sind wir auf das Hotel „Palace“ gekommen. Frau Eisenkeil hat unsere Idee begrüßt und uns unterstützt. Schon damals trafen wir eine Vorauswahl bester Weine und setzten uns als Ziel die hohe Qualität. Zwar in kleinem Rahmen mit rund 50 Produzenten, aber schon mit internationaler Beteiligung fand die erste Verkostung statt.
Stadtanzeiger: Wie groß ist die internationale Beteiligung inzwischen geworden?
Helmuth Köcher: Das Ziel ist, Produzenten aus allen Weinanbauzonen der Welt, welche Qualität produzieren, nach Meran zu holen. Dieses Jahr ist es mir zum Beispiel gelungen, Georgien hierher einzuladen. Aber grundsätzlich sind unsere Nachbarländer Österreich, Deutschland und natürlich Frankreich wichtig. Frankreich ist ja das Synonym für Spitzenweinqualität, aber auch Australien, Neuseeland, Amerika, Argentinien oder Chile sollten hier vertreten sein.
Stadtanzeiger: Was gibt es heuer Neues bei der Entwicklung hoher Qualität?
Helmuth Köcher: Heuer habe ich versucht, mit dem Gastland Georgien etwas Besonderes dazuzugewinnen. Georgien ist ein bisschen der Ursprung der Weinkultur, denn dort hat man schon vor 8.000 Jahren Wein angebaut. Das spiegelt sich in ihren Weinen wider. Noch heute haben die Familien dort in den Kellern zwei Amphoren vergraben, Queveri genannt. In einer wird der Gärungsprozess gemacht, in der anderen der Wein bearbeitet. Diese Kultur gehört zum Leben der Georgier dazu. Ich bin stolz und habe weder Mühen noch Kosten gescheut, diese Gruppe in Meran zeigen zu können.
Stadtanzeiger: Es werden also auch immer mehr Aussteller?
Helmuth Köcher: Es möchten jedes Jahr über 800 Weinbaubetriebe hier ausstellen. Und wir sind in der Lage, 300 bis 320 aufzunehmen und das heißt, es bleiben mehr als die Hälfte vor der Tür! Deshalb biete ich heuer eine zusätzliche Möglichkeit, nämlich einen Sammelstand, an dem jene Betriebe, die nicht dazugekommen sind, mit einem Wein vertreten sein dürfen. So kommen nochmals rund 150 Aussteller mit ihren Spitzenprodukten ins Licht des Festivals. Dieser Stand wird in der Rotunde sein und von Sommeliers betreut werden.
Stadtanzeiger: Auf der Freiheitsstraße gibt es auch etwas Neues?
Helmuth Köcher: Ja, mit dem Konsortium aus Asti machen wir eine Verkostung aller DOCG-Weine aus dem Piemont, dafür wird ein großer Container aufgestellt. Aber etwas ganz Besonderes wird vor dem Eingang des Kurhauses aufgestellt. In einer fixen Struktur mit Glaswänden machen wir die Präsentation der Produkte aus dem Valpolicellagebiet, sowohl der Weine als auch der typischen lokalen Lebensmittel.
Stadtanzeiger: Wie hat sich das WineFestival aus wirtschaftlicher Sicht entwickelt?
Helmuth Köcher: Die Veranstaltung hat sich grundsätzlich schon ganz gut gehalten, trotz der enormen Spesen. Allein die Zeltstruktur auf der Promenade kostet über 100.000 €. Das muss gedeckt werden!
Stadtanzeiger: Aber das kommt ja der hiesigen Wirtschaft zugute!
Helmuth Köcher: Das Festival kreiert allein aus den Einnahmen von den Besuchern und von den Ausstellern eine Wertschöpfung mit einem Umsatz von rund einer Million Euro. Das hat sich in den letzten Jahren immer ungefähr gleich gehalten. Ich habe zwar auch Kostensteigerungen gehabt und ich muss versuchen, Kosten aufzufangen. Man kann nicht einfach die Einnahmen von Besuchern und Produzenten erhöhen, das könnte übertrieben sein. Aber ich habe die Verwaltung mit meiner Organisation das ganze Jahr über ganz gut im Griff.
Stadtanzeiger: Wie viele Personen sind beschäftigt?
Helmuth Köcher: In diesem Zeitraum sind 10 Personen angestellt und im restlichen Jahr sind wir zu viert. Auch ein paar externe Mitarbeiter sind sporadisch im Einsatz.
Stadtanzeiger: Ein großer Kostenpunkt ist auch die Kurhausmiete?
Helmuth Köcher: Ein Teil unserer Kosten geht zugunsten der öffentlichen Hand. Das sind die Gebühren für die Besetzung öffentlichen Grundes, den Strom und das Wasser und wie gesagt, für die Kurhausmiete, da kommen rund 60.000 € zusammen.
Stadtanzeiger: Und der öffentlichen Hand entstehen keine Belastungen, oder bekommen Sie Beiträge?
Helmuth Köcher: Ich bekomme keine öffentlichen Beiträge. Ich habe einen Vertrag mit der Gemeinde und mit der Kurverwaltung. Es ist eine Art Exklusivrecht für mich, diese Veranstaltung zu machen und ich verpflichte mich im Gegenzug, dass dieses Festival für Meran erhalten bleibt und hier abgehalten wird. Das ist eine gegenseitige Absicherung, wobei die Kurverwaltung einen Beitrag für die Saalbenützung von 20.000 € bereitstellt. Dies geschieht in Absprache mit dem HGV. Mit der Kurverwaltung und den Gemeindeämtern besteht eine hervorragende Zusammenarbeit. Besonders hilfreich ist der Einsatz des Bauhofes und der Stadtgärtnerei.