Trinkfreudiger Wein?
Im Herbst 2013 von Dr. Luis Fuchs
Der Magdalener sei ein „sehr trinkfreudiger Wein“, schwärmte ein Winzer in der Zett–Beilage „Trinken & Törggelen“. Der Wein-Beißer wird wohl mit „Freude“ den Magdalener genießen, der Wein selbst aber kann niemals ein „trinkfreudiger“ sein. Nur eine Person, die gerne vor allem alkoholische Getränke konsumiert, kann als trinkfreudig bezeichnet werden.
Ein „biologisches Erntefest“ veranstalteten kürzlich die Obst- und Gemüseanbauer in Brixen. Hierzu bemerkte ein „Dolomiten“-Reporter kritisch, ein Fest könne keineswegs biologisch sein, wenn schon nur die geernteten Erträge.
„Kalt- und warme Getränkeautomaten“ bewirbt ein Südtiroler Betrieb; dass wenn schon die Getränke kalt oder warm sind, nicht aber die Automaten, scheint nicht von Belang zu sein.
Worin liegt hier eigentlich der Haken? Will man zusammengesetzte Hauptwörter durch ein Eigenschaftswort näher bezeichnen, darf sich dieses nur auf das Grundwort, also das letzte Wort des Kompositums beziehen. Wenn die Rede von einem „warmen Würstchenverkäufer“ geht, dann müsste jedem einleuchten, dass nur die Würstchen warm sein sollten. Um Übersichtlichkeit bemüht ist anscheinend der Gastwirt, der den Gästen eine „Kalte Speisekarte“ anbietet; eigentlich könnte es sich hierbei auch um warme Speisen handeln, nur die Karte selbst dürfte sich eiskalt anfühlen.
„Notebooks zu Rekordpreisen“ werden von einem Elektronik-Kaufhaus marktschreierisch angeboten. Rekordpreise werden ab und zu von Auktionshäusern wie Sotheby´s erzielt, der Otto-Normalverbraucher sucht sich aber eher Artikel zu guten Preisen, d. h. zu niedrigen Preisen aus. Wenn schon müsste der Betrieb mit Geräten „zu rekordverdächtigen Tiefpreisen“ den kaufwilligen Kunden ansprechen.