Interview mit Gerhard Lipp, dem Direktor der Privatklinik Martinsbrunn
Im Frühling 2014 von Helmuth Tschigg
Meraner Stadtanzeiger: Der Ankauf der Villa Zarenbrunn durch das Land scheint nun etwas in Frage gestellt, nachdem Landeshauptmann Kompatscher ein öffentliches Interesse voraussetzt, wenn über 6 Millionen ausgegeben werden sollen. Aber die Insassen sind jetzt schnell nach Martinsbrunn übersiedelt worden?
Gerhard Lipp: Schnell ist relativ. Die Entscheidung, dass wir den Bereich Seniorenheim eröffnen, mit zunächst 28 Betten, ist bereits Mitte des Vorjahres gefallen. Sie ist mit der Gemeinde und dem Landesressort abgestimmt. Es war auch immer schon im Gespräch, dass für die Aussiedelung von Zarenbrunn damit eine neue Heimat gefunden wird, wo sie sogar alle gemeinsam Platz finden würden und nicht in verschiedene Heime aufgeteilt werden müssten.
Stadtanzeiger: Wie konnte Martinsbrunn die nötigen Räumlichkeiten zur Verfügung stellen oder mussten Notmaßnahmen getroffen werden?
Gerhard Lipp: Wir haben die Räumlichkeiten adaptiert. Einmal haben wir im ehemaligen Bereich der Station im Kodex 60 die Räume im Hochparterre angesiedelt und wir haben im Tiefparterre des Hauses, mit Ausgang zum Garten, die zweite Hälfte der Zimmer realisiert und somit sehr schöne Räume gemacht, die großzügig sind, Anklang finden und wirklich allen Vorschriften entsprechen.
Stadtanzeiger: Die Räumlichkeiten bei Ihnen wurden auch durch den gesetzlichen Bettenabbau frei?
Gerhard Lipp: Richtig, einerseits haben wir 60 Betten weniger seit 2014 und andererseits war es uns ein Anliegen, den Abbau durch andere Leistungen und Aufgaben auszugleichen. Ganz gelingt es mit den 28 Betten nicht, aber ein schöner Teil des weggefallenen Umsatzes kann so ersetzt werden.
Stadtanzeiger: Haben Sie für diese andere Tätigkeit genügend Betreuungspersonal mit der richtigen Spezialisierung?
Gerhard Lipp: Wir haben erstens beschlossen, keine Arbeitsplätze abzubauen und das ist uns bis jetzt auch gelungen. Zweitens sind in einem Senioren- und Pflegeheim durchaus auch Krankenpfleger im Einsatz. Zusätzlich braucht es Sozialbetreuer. Dort haben wir jetzt Kompetenzen hinzugefügt. Wo natürliche Veränderungen und Abgänge erfolgten, haben wir diese durch Sozialbetreuer ersetzt und gleichzeitig haben wir die bestehenden Mitarbeiter aus der Pflege jetzt im Seniorenheim eingesetzt. Von der Grundprofession sind es die gleichen Ausbildungswege, aber es ist natürlich ein Unterschied, ob ich einen Reha-Patienten betreue, der drei Wochen da ist, oder einen Heimbewohner.
Stadtanzeiger: Sie haben für die Heimbewohner also gut ausgebildetes Personal und dazu ist noch ein Ärzteteam im Hause?
Gerhard Lipp: Wir haben einerseits eine leichte Überqualifizierung in dem Bereich und wir haben auch noch etwas mehr Personal im Haus als der Personalschlüssel für Seniorenheime uns vorschreiben würde. Das kommt auch daher, dass wir auf zwei räumlichen Ebenen bzw. Stockwerken angesiedelt sind und deshalb ein, zwei Leute mehr brauchen, um die Dienste auszuführen. Das ist sicher zum Vorteil der Bewohner. Und die Anwesenheit der Ärzte scheint auf den ersten Blick von Vorteil, aber da gibt es wieder gesetzliche Regelungen, die eine lockere Handhabung der ärztlichen Betreuung erschweren.
Stadtanzeiger: Das ist für einen Laien unverständlich!
Gerhard Lipp: Wir sind dabei, eine Lösung zu suchen, damit die Ärzte in das Seniorenheim hinein dürfen!
Stadtanzeiger: Wie haben Sie die Verteilung der Mahlzeiten im Seniorenheim auf zwei Stockwerken organisiert?
Gerhard Lipp: Es gibt zwei Aufenthalts- und Speiseräume, wie in einem Restaurant, wo das Essen ausgeteilt und serviert wird. Es kommt nicht in fertigen Portionen, sondern in großen Behältern und wird von unserem Personal herausgeschöpft, individuell nach den Wünschen der Heiminsassen.
Wir haben anfangs auch eine Ernährungsberaterin eingesetzt, die mit jedem einzelnen Heimbewohner gesprochen hat, um herauszufinden, was er für Diäten braucht, welche Schonkost oder welche Vorlieben er hat. Das ist in den Menüplan eingeflossen und so entstehen noch laufend Verbesserungen, da für alte Leute ein gut schmeckendes Essen noch immer eine wichtige Sache ist.
Stadtanzeiger: Was sagen die neuen Heimbewohner zur neuen Umgebung, zum schönen Park?
Gerhard Lipp: Wir merken jetzt, da der Frühling da ist, dass die Leute beginnen, es zu genießen. Wir sind dabei, mit der Gruppe unserer Freizeitgestalterinnen im Park Beete anzulegen, Hochbeete oder Kräutergarten, wo die alten Leute selbst mitarbeiten können.