Mit einigermaßen Kompromissbereitschaft
Im Sommer 2015 von Dr. Luis Fuchs
„In etlichen Gemeindestuben weht seit den letzthinigen Kommunalwahlen eine ungewohnt frische Brise; eine geradezu Aufbruchstimmung beflügelt die Einsatzbereitschaft junger, engagierter Volksvertreter“, war einer Kolumne zu entnehmen. Die Aussage ist inhaltlich gewiss zutreffend, nur mit der Grammatik nimmt es der Verfasser nicht ganz ernst. Letzthin und geradezu sind Umstandswörter, hier sind sie aber unzulässigerweise als Eigenschaftswörter eingesetzt. Die Rede müsste eher gehen von „kürzlich stattgefundenen Wahlen“ und einer „offensichtlichen Aufbruchstimmung“. In einer Südtiroler Gemeinde wolle sich der zehn Jahre lange Bürgermeister nunmehr ganz seinem Familienbetrieb widmen, hieß es; die Größe des Bürgermeisters ist in diesem Zusammenhang wohl nicht von Interesse.
In Meran erforderte das beinahe Scheitern der Verhandlungen einigermaßen Kompromissbereitschaft der Koalitionspartner; „beinahe scheiterten die Verhandlungen“ und eine „zielführende Kompromissbereitschaft“ wären korrektere Formulierungen. Hoffentlich habe der neue Bürgermeister ein dick genuges Fell, aber er sei ein durch und durcher Optimist, bemerkte ein Bürger.
Umstandswörter unterscheiden sich von Eigenschaftswörtern grundsätzlich dadurch, dass sie sich nicht beugen lassen. Wenn ein Gast ein gut durches Schnitzel verlangt, so ist das ein ganz und garer Unsinn. Die volkstümliche Redeweise nimmt es mit dieser Unterscheidung schon öfter nicht so genau. So schlafen manche Stadtbewohner des Lärms wegen bei zuenen Fenstern, sorgen aber dafür, dass mögliche Diebe ja keine aufene Türen antreffen.
Kaum werden Arbeiten zur Neugestaltung des Stadtbildes in Angriff genommen, sind gewisse Bürger mit dagegenen Meinungen und gernen Kritiken zur Stelle. Sie können die endliche Fertigstellung des Fernwärmenetzes nicht erwarten und ärgern sich über die ausnahmsweisen Umleitungen der Stadtbusse.