Jagt die Müllsau!
700.000 kg illegal entsorgter Müll
Im Herbst 2010 von Gudrun Esser
Der Kampfaufruf stammt vom Münchner Kommunalreferenten Georg Welsch. Meran kämpft gegen immer größere Mengen illegalen Müll und will jetzt aufklären.
Wir schreiben das Jahr 2010. Sie versuchen Ihre Tür zu öffnen, aber es geht nicht, weil sich draußen zu viel Müll auftürmt. Diese Vision stammt aus dem Jahr 1991. Entwickelt hat sie die US-amerikanische Trendforscherin und Bestsellerautorin Faith Popcorn.
Zum Glück war es bisher nur eine Vision. Dass unser Müllproblem größer wird, verdeutlicht aber die Situation in Meran. 500- bis 700.000 kg illegal entsorgter Müll jährlich. Was wir an den Wertstoffglocken vorfinden, ist nicht nur scheußlich, sondern auch eine finanzielle Zusatzbelastung. 150.000 Euro jährlich! Dagegen wollen die Gemeinde Meran und Stadtwerkedirektor Claudio Vitalini jetzt konkret vorgehen. Dazu hat man die Meraner Situation zunächst versucht zu analysieren. Was, wo und von wem wird abgelagert.
„Wir haben festgestellt, dass hauptsächlich an Wertstoffinseln am Stadtrand Müll entsorgt wird. In welchem Stadtviertel, spielt dabei keine Rolle. In der Plantastraße, Ecke Schennastraße türmen sich Tüten mit Restmüll, Sperrmüll, alte Computer und Kartone genauso wie in Sinich oder bei den Wertstoffcontainern in der Marlinger Straße, Ecke Zueggstraße!“, sagt Claudio Vitalini. Stichprobenartige Überwachungen und die Analyse des Mülls haben zudem ergeben, dass es sich sowohl um Abfall von Privathaushalten, als auch von Betrieben handelt. Herkunft und soziale Schicht spielen dabei keine Rolle. Auch der zunehmende Tourismus oder die stetig wachsende Einwohnerzahl stehe nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit den wachsenden Müllbergen bei den Wertstoffglocken, sagt Vitalini. Sicher müsse der Faktor Tourismus noch besser studiert werden, aber das alles sei nicht die eigentliche Ursache des Problems.
Die Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt ist für das Müllkonzept in den 26 Gemeinden außerhalb Merans verantwortlich. Hier hatte es andere Probleme gegeben. Wertstoffe wurden nicht sauber getrennt oder mit anderem Material verschmutzt und damit also wertlos. „Wir haben in fast allen Gemeinden die Wertstoffglocken abgeschafft. Jetzt muss alles in überwachten Recyclinghöfen entsorgt werden, und das hat die Situation erheblich verbessert!“, erklärt Konrad Pfitscher, Umweltreferent der Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt. Seine Vermutung ist, dass es nach wie vor etliche Menschen gibt, die glauben, Geld sparen zu können, indem sie ihren Müll anderweitig entsorgen. Bürger aus den benachbarten Ortschaften, die ihren Müll einfach in der Stadt deponieren? Das könne man nicht ausschließen, sagt Pfitscher. Meran biete da mit seinen unbewachten Wertstoffinseln natürlich eine gute Gelegenheit. Das schließt auch Stadtwerkedirektor Vitalini nicht ganz aus. Der Mensch hat sich an prompte Bedienung gewöhnt. Keiner ist es mehr gewohnt zu warten. Die Recyclinghöfe der kleinen Gemeinden aber sind nicht jeden Tag geöffnet. So steht vielleicht mancher mit einem vollen Kofferraum auch mal vor verschlossenen Toren. Könnte das einer der Gründe dafür sein, warum manche Bürger ihren Müll an peripheren Wertstoffglocken deponieren? In so einem Fall solle man doch einfach den Wertstoffhof in Meran nutzen, fordert Vitalini auf. Der sei sechs Tage die Woche geöffnet und gut zu erreichen.