Ode an den Herbst
Im Herbst 2016 von Verena Maria Hesse
Die Tage werden kürzer, das Bedürfnis nach Geborgenheit und die Sehnsucht nach einem schönen, warmen, Trost spendenden Heim werden größer.
Sosehr wir im Sommer nach draußen trachten, jede freie Minute im Freien verbringen, die lauen Abende auskosten auf den Terrassen und in den Gärten, so kehren wir nun langsam in unsere Wohnungen zurück. Wir beginnen, sie zu schmücken, neu zu gestalten, aufzuräumen, besser zu sortieren, zu organisieren.
Ich müsste auch ganz dringend zu IKEA. Mein Vorrat an Teelichtern neigt sich dem Ende zu, ich hätte gerne herbstliche Bezüge für meine Sofakissen und möchte die Kinderzimmer ein wenig umstellen. Ich freue mich (im Gegensatz zu meinem Freund, der, so kommt mir vor, immer wieder eine Ausrede sucht, um diese Mission wie einen Kelch an sich vorüberziehen zu lassen) auf eine Schlacht um Dekoartikel mit zahlreichen anderen Hausfrauen, um einen Einkaufswagen voller Kinder, die versuchen, es sich im Sammelsurium von Dingen, die die Welt eigentlich gar nicht bräuchte, die ich aber für den Herbst zuhause einfach gerne hätte, gemütlich zu machen, die bevorzugt in der sensiblen Geschirrabteilung unheimlich gerne Fangen spielen würden und die sich vor der Kassa heulend auf den Boden werfen, weil sie gerne das Himmelbett in Rosa hätten, obgleich wir doch eben erst ein neues Stockbett so kuschelig wie nur möglich gestaltet haben. Und das, nachdem wir mit der IKEA Family Karte im Restaurant ja eh gefühlt stundenlang bei „All-you-can-drink-Filterkaffee“ und echten schwedischen Blaubeermuffins die Kids toben und spielen haben lassen, essen und trinken, malen und kneten und was es halt sonst noch so an familienfreundlichen Angeboten gab.
Viele von uns hat jetzt, im Herbst, der Schulalltag wieder. Die Unis beginnen, das Kursjahr startet neu, wir brechen auf in neue Abenteuer, wollen was lernen, uns weiterbilden, uns neu orientieren.
Das Jahr hat nun schon deutlich mehr Monate auf dem Buckel als noch vor sich und schon bald weihnachtet es wieder (oh mein Gott, ich krieg die Krise, wenn ich an die weihnachtsliedersingenden Nikoläuse in der Stadt denke, die Diskussionen um die Weihnachtsbeleuchtung in der Freiheitsstraße, die Wunschlisten meiner Kinder, nach deren Erfüllung ich trachten sollte, und meine eigene, die sich nicht einmal jemand durchliest …).