Meraner Stadtanzeiger beim Scheibenschlagen in Schluderns
Im Winter 2012 von Margareth Bernard
Ein ganz besonderes Erlebnis genossen einige Mitarbeiter des Meraner Stadtanzeigers am ersten Fastensonntag (im Vinschgau Kassunnta genannt): Sie waren eingeladen, in Schluderns den alten Brauch des Scheibenschlagens aus nächster Nähe zu beobachten. Gabi Obwegeser, Leiterin des Vintschger Museums in Schluderns, begleitete uns hinauf zum Kreuzegg, dem Schauplatz des Geschehens, und erzählte uns viel Wissenswertes über diesen Brauch, der vor allem im oberen Vinschgau gepflegt wird.
Am Kreuzegg hoch über Schluderns loderte in einer Mulde bereits ein großes Feuer und junge Burschen hielten runde Holzscheiben aus Birkenholz in die Glut, die am Ende langer, elastischer Haselnussruten steckten.
Sobald die Scheiben glühten, wurden sie rasch mehrmals um den Oberkörper geschwungen, sodass sie feurig aufleuchteten. Beim Rufen der Verse wurden sie gegen ein befestigtes Brett am Boden geschlagen, daraufhin flogen sie wie ein brennender Frisbee über den kahlen Hang des Sonnenbergs. Am Hang weiter unten hielten Feuerwehrmänner die Stellung, um eventuelle Brände im Keim zu ersticken. Sie hatten den Hang bereits am Nachmittag mit Wasser angefeuchtet, um einem Brand vorzubeugen.
Viele Männer, Frauen und Familien standen um das lodernde Feuer, tranken Tee, Bier oder Glühwein.
Immer mehr Scheiben flogen und immer weiter hinab bis fast ins Dorf. Und unablässig wurden die Sprüche lauthals hinausgerufen, so auch dieser:
Oh Reim, Reim, Reim,
für wem weart epp’r dia Scheip sein?
Dia Scheip unt mai Kniascheip
solln firn Meraner Stodtanzeiger sein.
Kourn in d’r Wånn,
Schmålz in d’r Pfånn,
Pfluag unt’rt’ Eart
Schaugg wia main Scheibele ausireart!