Eine Gefahr
Im Herbst 2010 von Ulrich Ladurner
„Deutschland schafft sich ab!“ – so lautet der Titel eines Buches, das sich in Deutschland innerhalb von drei Wochen 650.000 Mal verkauft hat. Der Autor heißt Thilo Sarrazin. Er ist Finanzexperte und war bis zur Veröffentlichung seines Buches Mitglied des Vorstandes der Deutschen Bundesbank. Kaum war das Buch auf dem Markt, musste Sarrazin zurücktreten. Seine streitbaren Thesen vertrugen sich nicht mit einer Institution, zu deren Wesenszügen die Diskretion gehört. Das ist durchaus nachvollziehbar. Denn Sarrazin attackiert in seinem Buch insbesondere die Muslime. Sie wollten sich nicht integrieren, sondern nur die Vorzüge des Sozialstaates genießen.
Es ist nun nicht neu, dass es Menschen gibt, die den Sozialstaat ausnutzen. Doch Sarrazin behauptet, dass das Schmarotzertum in vielen Fällen ethnisch-religiös zu erklären sei. Damit schrammt er am Rassismus vorbei. Ganz abgesehen davon, dass er mit fragwürdigen Zahlen hantiert, um seine These zu untermauern. Das hat ihn sein Amt gekostet – zu Recht.
Das bedeutet aber nicht, dass es das Problem, das Sarrazin benennt, nicht gibt. Nach einer Untersuchung der deutschen Bundesregierung sind 10 Prozent der in Deutschland lebenden Ausländer integrationsunwillig. Das heißt, sie wollen zwar die Rechte als deutsche Bürger wahrnehmen, aber nicht die Pflichten auf sich nehmen, die damit einhergehen.
Auch wenn Sarrazin sich als Aufdecker eines Missstandes präsentiert, er hat ihn nicht entdeckt. Seit langem schon wird darüber diskutiert, in der Politik und in den Medien. Warum aber hat dann sein Buch einen so massenhaften Erfolg?