Grünes Dach für Tier und Pflanze
Begrünte Dachflächen sind als neu geschaffene Lebensräume für Tiere und Pflanzen biologisch interessant. Mittels unterschiedlicher Substrate und Substratstärken sowie variierter Begrünung mit Ansaaten, Bepflanzung und Spontanbegrünung entsteht eine kleinräumige Vielfalt an Lebensräumen.
In dicht bebauten Gebieten bieten Dachflächen ein großes aber wenig genutztes Naturpotenzial. Begrünte Dachflächen haben neben ihrer eigentlichen Schutzfunktion als Dach viele weitere Eigenschaften. Sie halten Regenwasser zurück bzw. lassen es verzögert abfließen und geben einen Teil über die Verdunstung wieder ab. Dadurch filtern sie Schmutzpartikel aus der Luft, wirken temperaturausgleichend, erhöhen die Luftfeuchtigkeit und entlasten die Kanalisation. Gründächer sind attraktive und nutzbare Freiflächen und werten wenig attraktive Dachflächen optisch auf. Langfristig tragen sie zum Schutz des Daches vor extremen Temperaturen und mechanischen Einwirkungen bei und verlängern damit dessen Lebensdauer.
Ökologisch gesehen sind Dachbegrünungen sogenannte Trittsteinbiotope innerhalb der ökologischen Vernetzung. Trittsteinbiotope erleichtern Tieren und Pflanzen das Überwinden von lebensfeindlichen Gebieten zwischen ihren eigentlichen Lebensräumen und ermöglichen so den Austausch von Individuen. Demselben Zweck dienen Vernetzungskorridore, die sich als zusammenhängende unversiegelte Grünräume über eine längere Distanz durch einen geografischen Raum ziehen. Als Trittsteinbiotope sind Dachbegrünungen Teil des ökologischen Ausgleichs. Sie kompensieren innerhalb und außerhalb des Siedlungsgebiets die laufende, intensive Nutzung des Bodens und den Verlust an Lebensraum-, Struktur- und Artenvielfalt, die letztlich auch mit einer Beeinträchtigung der Lebensqualität für Menschen verbunden sind.
Aufgrund der zahlreichen Vorteile von Dachbegrünungen werden sie von einigen Gemeinden bereits verpflichtend durch Baugesetze eingefordert. Seit dem Jahr 2004 schreibt die Stadtgemeinde Bozen beispielsweise vor, dass Neubauten und Sanierungen an bestehender Bausubstanz dem B.V.F.-Verfahren untergeordnet werden müssen. Der Beschränkungsindex für versiegelte Flächen, kurz B.V.F. war das Ergebnis einer von der Stadtgemeinde Bozen in Auftrag gegebenen Studie, um konkrete Bestimmungen für Gründächer in der Gemeindebauordnung auszuarbeiten. Der B.V.F. ist ein numerischer Wert, der auf die Bebauungsfläche angewandt wir und der die Qualität des Baueingriffes im Verhältnis zur Durchlässigkeit des Bodens und zu den Grünflächen zertifiziert.
Um die Qualität von Dachbegrünungsaufbauten zu garantieren, sollten für deren Ausführung ausschließlich spezialisierte Bauwerksbegrüner beauftragt und die im Jahr 2007 in Italien eingeführte UNI-Norm 11235 beachtet werden. Diese Norm gilt als Standardwerk für Gründächer. Zu ihren Inhalten gehören Grundsätze zur Planung, Anforderungen an das zu begrünende Bauwerk sowie zu verwendende Baustoffe und Pflanzen, Ausführungsbestimmungen, erforderliche Prüfungen und vertragsrechtliche Regelungen. Mögliche Begrünungsarten und die Funktionen und Wirkungen begrünter Dächer werden sowohl für Extensiv-, als auch für Intensivbegrünungen aufgezeigt.