Thomas Hampson gibt Musik Meran die Ehre
Im Winter 2013 von Dr. Ferruccio Delle Cave
„Lieder sind wie ein buntes Geschichtsbuch …“, hat Thomas Hampson kürzlich in einem Interview gesagt. Seit Jahrzehnten ist der amerikanische Starbariton einer der herausragenden Interpreten von Mahlers Liedern. Im voll besetzten Meraner Kurhaus trat Thomas Hampson mit dem Ensemble der „Wiener Solisten“ auf. Aus Instrumentalisten der Wiener Philharmoniker und Symphoniker bestehend, gab das Ensemble unter der Leitung der Konzertmeisterin Bettina Gradinger zuerst Richard Wagners „Siegfried-Idyll“ zum Besten. Das 20-minütige Tonstück war eigentlich ein Geschenk an Cosima zum Dank für die Geburt des Sohnes Siegfried. Das überaus lyrische Tongemälde zeigt Wagner von einer heiteren Seite. Im Gegensatz dazu Gustav Mahlers „Kindertotenlieder“ nach Gedichten von Friedrich Rückert. Thomas Hampson singt in Mahlers Liedern auf höchstem Niveau. Er war auch sichtlich bemüht, die Streicher zu rascheren Tempi zu animieren. Es gelang im 4. und 5. Lied. Hampsons raumgreifende Stimme hätte allerdings ein großes Orchester vertragen. Musikalität und Textverständnis sind die Stärken dieses Jahrhundertbaritons. Selten hat man die Tristesse und Ausweglosigkeit der „Kindertotenlieder“ bedrohlicher wahrgenommen als in Hampsons expressiver Interpretation. Nach der Pause spielten die „Wiener Solisten“ Mozarts g-Moll-Symphonie KV 550, die viele Wünsche offen ließ. Dafür kamen die „Zigeunermelodien“ op. 55 von Antonin DvoÅ™ák in schönstem Zusammenspiel von Solisten und Orchester. Das zigeunerische Element tritt in diesen deutschen Liedern aus der Feder von Adolf Heyduk hinter dem böhmischen Volkskolorit zurück. Leidenschaftlich-lyrische Emphase und tänzerische Beschwingtheit charakterisierten dabei auch Thomas Hampsons meisterhafte Interpretation dieser harmonisch ungemein interessanten Melodien.